Die Kelten glaubten an die Kraft der Natur: Sie schrieben Pflanzen und Bäumen bestimmte Eigenschaften…
Gute Weide, brave Hasel – aber böse Robinie?
Wir neigen dazu, die Welt in Gut und Böse einzuteilen und kategorisieren nach diesem Konzept auch die Botanik: Weide und Hasel sind »Segensbäume, aber die Robinie ist mit Vorsicht zu genießen…
Die Bewertung von Pflanzen aber ändert sich mit Anwendung und Wissen: Zum Beispiel schätzen Raucher den Tabak als Appetitzügler und im Mittelalter trank man ein mit Bilsenkraut gebrautes Bier, das “Pilsener”. Viele wissen: Die Dosis macht’s bei Rausch und Rauch! Und so bleibt die Grenze, was giftig ist und was nicht, fließend.
[sub]Offiziell verbrieft: Die Heilkraft der Weide[/sub]Die Weide zählt zu den Heilpflanzen: Rinde und Blätter enthalten anerkannte Arzneistoffe wie Salicin und Salizylsäure. Weidentee hilft bei Fieber und Schmerzen und die Tinktur gegen Hühneraugen und Warzen. Als Bachblüte „Willow“ unterstützt die Weide, sich aus der Rolle des passiven Opfers zu befreien und Verantwortung für das eigene Schicksal zu übernehmen.
[sub]Überall beliebt: Die leckere Haselnuss[/sub]Auch von der Hasel wissen Kräuterkundige nur Gutes zu berichten: Ein Tee aus Haselblättern und Rinde wirkt schweißtreibend und fiebersenkend – als Arzneipflanze gilt sie deshalb offiziell aber nicht. Doch den Nährwert ihrer schmackhaften Früchte wissen wir zu schätzen: Die fettreiche Haselnuss enthält Vitamine und Mineralien. Zu Nussöl gepresst verfeinert sie Speisen und pflegt die Haut. Alle Pflanzenteile sind völlig ungiftig – es sei denn, Sie leiden an einer »Pollen- oder Nussallergie…
[sub]Und die Robinie?[/sub]Dagegen ist die Robinie als giftige Verführerin bekannt. Ihr Blütenduft und die süß schmeckende Rinde verleiten zum Naschen, doch die »Toxine in Borke, Samen und Blättern der Robinie lösen Magenkrämpfe, Erbrechen und Durchfall aus. Je nach aufgenommener Menge kann das für Kinder und Tiere böse ausgehen!
Zwischen Vergiftung und Heilwirkung liegt jedoch eine Grauzone und die Homöopathie verwendet Pflanzengifte gerade, um zu heilen: Richtig dosiert erzielt man eine hilfreiche Wirkung und lindert oft genau die Symptome, die der Schadstoff verursacht – das gilt auch für die Robinie:
- Ein Extrakt aus frischer Robinienrinde hilft bei übersäuertem Magen und Migräne.
- Das Kauen roher Wurzelrinde wirkt als Brechmittel
- und eine Paste aus zerstossenen Robinienwurzeln vertreibt Zahnweh.
Die ungiftigen Robinienblüten finden sich auch in der Kräuterküche:
- Robinienblütensirup wird zum Süßen wie Honig verwendet.
- Blütentee und -saft helfen bei Übelkeit, Kopf- und Magenschmerzen.
- Trockene und rissige Haut reibt man mit Robinienblütensalbe ein.
- Wer Ruhe und Erhohlung braucht: Eine Essenz aus Robinienblüten füllt Energiereserven wieder auf.
Damit ändert sich die Wahrnehmung der Robinie, die sich giftig gegen Freßfeinde wehrt und gerade deshalb ein sehr widerstandsfähiges Zaunmaterial liefert. Alles hat zwei Seiten!
[hr]