Die Kelten glaubten an die Kraft der Natur: Sie schrieben Pflanzen und Bäumen bestimmte Eigenschaften…
Kult und Kunst um die Weide
Die Fähigkeit der Weide, sich neue Lebensräume zu erobern und artenübergreifend fortzupflanzen, ist unübertroffen: Die Botanik zählt über 400 Weidenarten! Die biegsamen und gleichzeitig stabilen Weidenruten, die nach jedem Rückschnitt immer wieder kräftig austreiben, sind Ausdruck und Sinnbild einer intensiven Lebenskraft:
Morsche und hohle Weidenstämme wachsen jahrelang weiter und selbst abgebrochen oder abgeschlagen von Baum oder Busch bilden Weidenzweige neue Wurzeln aus. In Märchen, Sagen und Brauchtum vieler Kulturen gilt die Weide deshalb als Kraftbaum mit magischen Energien. Menschen aller Zeiten, Religionen und Kontinente sprachen der Weide magische und widersprüchlichste Kräfte zu, die bis heute in alten Bräuchen verehrt und in Kunstwerken reflektiert werden.
[sub]Heilmittel und sagenumwobenes Zauberholz[/sub] Schon Hippokrates kannte die Heilkraft der Weidenrinde und nach altem Volksglauben können Krankheiten auf Weidenbäume übertragen werden.In Märchen und Sagen erscheint die Weide auch als Baum der Unfruchtbarkeit, der Trauer und des Todes. Der bizarre Wuchs der Kopfweiden war den gottesfürchtigen Christen eher unheimlich und im Mittelalter verteufelten man die Weide als Zauberbaum, in dem Hexen und Geister wohnen. Auch Erlkönigs Töchter aus Goethes Gedicht verbergen sich in den alten Weiden am Wegesrand.
Wünschelrutengänger spüren Wasseradern und bioenergetische Störzonen mit der Astgabel einer Weide auf: Die Weide liebt es feucht und wächst bevorzugt dicht am Wasser. Mythologisch verbindet man sie mit der weiblichen Mondenergie und die Kelten verehrten in der Weide die Fruchtbarkeitsgöttin Demeter: Sie steckten Weidenzweige in die Erde, um eine reiche Feldernte zu beschwören.
[sub]Das Motiv des Weidenmannes[/sub] Zur Zeit der Weidenblüte feierten die Druiden das Fest der Wiedergeburt der Natur: Im Frühjahr wurde aus Weidenzweigen der „Winterriese“ gefertigt, mit Heu ausgestopft und als Symbol des Winters verbrannt. Grausam abgewandelt schildert Julius Caesar dieses Weidenmann-Ritual in seinem Kriegskommentar „De Bello Gallico“: Unter Aufsicht der Druiden sollen die Gallier Menschen in Körbe gesperrt und verbrannt haben. [col] [col23]Ein neopaganistischer Kult mit Menschenopfern ist Dreh- und Angelpunkt des Kinofilms „The Wicker Man“ von 1973 mit Horrordarsteller Christopher Lee. Obwohl auch die Neuverfilmung 2006 mit Nicholas Cage keine Oscar-Nominierung erreichte, hat das Symbol des Weidenmanns aus diesem Kultfilm die moderne Aktionskunst inspiriert: Brennende Figuren aus Weidengeflecht oder Holz gebaut werden heute als Höhepunkt auf Festivals zelebriert.Die wohl kultigste Veranstaltung dieser Art ist das »Burning Man Festival im Black Rock Desert, Nevada/USA: In der Salzwüste rund 150 km nordöstlich von Reno versammeln sich im Spätsommer rund 50 000 Menschen zu einem pulsierenden Kunst-Karneval. Das Verbrennen von „The Man“, der jedes Jahr wie der Phönix aus der Asche neu aufersteht, feiert zum Abschluss des Festivals das Leben im Moment und symbolisiert die Vergänglichkeit – den Kreislauf des Lebens.[/col23] [col13 last=“yes“] [img link=“javascript:(function(){ window.open(‚https://www.imdb.de/title/tt0070917/‘);})();“ caption=“The Wicker Man 1973 (Videocover: IMDb)“ width=“209″]https://www.weidenprofi.de/_wp_FILES/UPLOADS/2012/08/cover_TheWickerMan1973-209×300.jpg[/img][/col13][/col] [sub]Weidenkunst auf dem Festival der Korbflechter[/sub]
Wer nicht ganz so weit reisen und Original-Weidenkunst erleben möchte, sollte sich den Termin für den »Lichtenfelser Korbmarkt notieren: Vom 15. bis 16. September 2012 präsentieren Flechtwerkgestalter aus ganz Europa in der „deutschen Korbstadt“ in Oberfranken ihr Handwerk und ihre Arbeiten mit Flechtvorführungen, Workshops und kreativer Flechtkunst:
Gespannt sein darf man auf die zentrale Installation, die während des Korbmarktes vor der Stadtpfarrkirche aufgebaut wird. 2010 inszenierte der Schweizer Tony Bucheli hier sein Weidenfeuerwerk: Auf bis zu acht Meter hohen Trägerobjekten funkelten Weidenruten mit bunten Leuchtfarben im Scheinwerferlicht wie brilliante Pyrotechnik.
Übrigens: Lichtenfels liegt rund 100 Kilometer nördlich von Nürnberg – ein schöner Wochenendausflug gleich nach dem Besuch der »GaLaBau-Messe.