Die Kelten glaubten an die Kraft der Natur: Sie schrieben Pflanzen und Bäumen bestimmte Eigenschaften…
Naturschutz mit Köpfchen: Zeit zum Weiden schneiteln
Jahrhundertelang kultivierten Bauern und Korbflechter an Bächen, Teichen und Feuchtwiesen Weidenbäume, um das Holz zum Heizen und die Weidenruten als Flechtmaterial zu nutzen. So entstanden die knorrigen Kopfweiden, deren eigentümliche Gestalten das Landschaftsbild prägen. Im Frühherbst beginnt das emsige Schneiden und Sägen an den Kopfbäumen: Erst ab Oktober dürfen von Amts wegen Bäume und Sträucher in der freien Natur gerodet und geschnitten werden. Von März bis September stehen sie unter Naturschutz, um Brut-, Nist- und Lebensräume von Tieren und Pflanzen nicht zu gefährden.
Damit sind wir schon bei der wichtigsten Eigenschaft der Kopfweiden, die sie heute erhaltenswert macht: Ob gesund oder abgestorben, Kopfbäume haben einen unschätzbaren ökologischen Wert als Biotope! Dickstämmige Kopfweiden bieten Schmetterlingen, Bienen und Käfern Quartier und sind im Frühjahr reichliche Nektarquelle. In den hohlen Stämmen brüten Singvögel und Steinkäuze, nisten Fledermäuse, Mäuse, Iltis, Steinmarder und Siebenschläfer. Die Besiedlung findet über Jahre statt und der Wert der Kopfweide steigt mit ihrem Alter.
Deshalb fördern kommunale Landschaftsprojekte und Naturschutzverbände den Erhalt der Kopfweiden und viele freiwillige Helfer verbringen im Herbst und Winter hunderte von Arbeitsstunden mit dem Pflanzen und Schneiteln von Kopfweiden.
[sub]Einmal eine Kopfweide – immer eine Kopfweide[/sub] [col][col23]Als Kopfweide bezeichnet man eine Weide, deren Stamm in etwa zwei Meter Höhe abgesägt wurde. An der Schnittfläche treibt die regenerationsfreudige Weide vielfach neu aus und diese Ruten lassen sich gut erreichen und abschneiden. Durch regelmäßigen Schnitt bildet der Stamm Verdickungen aus und erhält mit der Zeit die charakteristische Kopfform.Wenn man Kopfweiden nicht regelmäßig pflegt, haben sie nur ein kurzes Leben: Die Äste werden immer stärker, bis die Weide das Gewicht nicht mehr tragen kann und auseinanderbricht. Die kopflastige Baumkrone reißt den Stamm regelrecht auseinander. Alle 5 – 7 Jahre muss deshalb das sogenannte Schneiteln erfolgen, wobei die Triebe nahe am Kopf gekappt werden. Die abgeschnittenen Weidenzweige und Äste werden abtransportiert und zum Beispiel baubiologisch eingesetzt, um Hänge gegen Erdrutsch und Flussläufe gegen Hochwasser zu sichern.[/col23] [col13 last=“yes“] [img link=“javascript:(function(){ window.open(‚https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/3/31/Kopfweide.JPG/400px-Kopfweide.JPG‘);})();“ width=“200″]https://www.weidenprofi.de/_wp_FILES/UPLOADS/2012/10/400px-Kopfweide-byAndrhe-wikimedia-200×300.jpg[/img][/col13][/col] [sub]Augenweide und Hexenbaum[/sub]
Aber nicht nur aus ökologischer Sicht sind Kopfweiden wertvoll: Ihre ausladenden Baumkronen spenden dem Weidevieh Schatten, sie begrenzen Wege und erhalten den Reiz der von Menschenhand geformten Kulturlandschaft. In heute oft radikal ausgeräumtem Gelände bieten sie unserem Auge einen Blickfang – und beflügeln unsere Fantasie mit gespenstischen Konturen: Der Sage nach hausen Wassernymphen und Hexen in alten Weiden. Bei Vollmond springen sie aus dem Stamm und tanzen…
[col][col23]… Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dortErlkönigs Töchter am düstern Ort? –
Mein Sohn, mein Sohn, ich seh es genau:
Es scheinen die alten Weiden so grau…
(aus „Erlkönig“ von J.W. Goethe)[/col23] [col13 last=“yes“] [img link=“javascript:(function(){ window.open(‚https://de.wikipedia.org/wiki/Erlk%C3%B6nig_%28Ballade%29‘);})();“ width=“200″]https://www.weidenprofi.de/_wp_FILES/UPLOADS/2012/10/Erlkoenig_Schwind-byMoritzvonSchwind-wikimedia-200.jpg[/img][/col13] [/col] [hr]