Die Kelten glaubten an die Kraft der Natur: Sie schrieben Pflanzen und Bäumen bestimmte Eigenschaften…
Fröhliche Ostern mit Palmkätzchen und Lebensrute…
Der vergangene Sonntag bescherte uns den ersten Frühlinsgvollmond und kommendes Wochenende begehen wir das christliche Osterfest. Überall auf der Welt zelebriert man Ostern mit viel Volksbrauchtum und religiösen Gesten in ihrer ureigensten Form. Weide und Hasel sind fester Bestandteil dieser Osterbräuche:
Was in der Vorweihnachtszeit das Keksbacken, ist zu Ostern das Eierfärben. Ausgeblasene, bemalte Eier schmücken mitunter auch den Palmbesen, der in katholischen Kirchen zur Palmweihe gesegnet und mit nach Hause genommen wird. Die Palme galt im vorchristlichen Orient als heiliger Baum und mit ihren Zweigen ehrte man Sieger und Herrscher: Mit Palmwedeln begrüßten die Menschen in Jerusalem Jesus jubelnd als “Friedenskönig”.
Wo keine Palmen heimisch sind, fand man andere Pflanzen für die Feierlichkeiten – vor allem solche, von denen man traditionell glaubte, dass sie vor Bösem und Schädlichem schützen oder die man mit ewigem Leben und Unsterblichkeit verband. So liefern immergrüne Bäume wie Buchs, Wacholder, Tanne, Thuja und Eibe ebenso Palmsonntagszweige wie Hasel und Weide.
Palmbesen – auch Palmbuschen oder Palmwedel genannt – bestehen hierzulande meist aus den Zweigen der Saalweide, die die schönsten Weidenkätzchen trägt. Die silbrigen Weidenblüten tragen ihre Bedeutung für den Feiertag sogar im Namen: Sie heißen auch Palmkätzchen und überall markieren die sprunghaft ausschlagenden Blütenstände den Beginn des Frühlings – geradezu das Symbol für neues Leben.
Der Hasel wird volkstümlich abwehrende Kräfte zugeschrieben: Sie soll vor Schlangen, Hexen und Blitzen schützen. Die geheimnisvolle Kraft der Haselgerte wird in Wünschelruten genutzt, Aschenputtel wünschte sich einen Haselreis auf das Grab ihrer Mutter: Der Haselnussstrauch steht für Lebenskraft, Wunscherfüllung und Glück, aber auch für Unsterblichkeit, weswegen die Haselzweige als Lebensruten gern in den österlichen Palmbusch integriert werden.
Osterruten werden aber nicht nur im Palmbesen zur Weihe getragen: In alten Fruchtbarkeitsriten weckten Hasel- oder Weidenzweige die Natur auf. Mensch und Tier, Wiesen und Felder wurden damit geschlagen, auf dass es ein fruchtbares Jahr werde:
- So treibt man am Sonntag vor Ostern auch heute noch unsanft Langschläfer mit dem Palmwedel aus den Betten und kürt so den Palmesel: jenes Familienmitglied, das als letztes am Frühstückstisch erscheint.
- In England haut man zu Ostern Freunden und Verwandten blühende Weidenzweige um die Ohren: Das soll Glück und Gesundheit bringen, denn die Lebenskraft der Rute geht auf den Empfänger der (leichten) Schläge über.
- In Tschechien müssen junge Mädchen, so will es der Osterbrauch, ein paar symbolische Gertenstreiche hinnehmen. Und sie tun das gerne: Dem Volksglauben zufolge flößt der Saft der Weidenruten Frische und Schönheit für das ganze Jahr ein.
Wer sich als Osterschmuck einen Strauß Weidenkätzchen in die Wohnung stellen will, sollte diese aber nicht wild pflücken: Sie stehen unter Naturschutz, um die ersten reichen Pollen- und Nektarquellen für die Bienen und Hummeln zu schützen. Die Zweige gibt es in der Osterzeit ja auch überall zu kaufen!
Die Weidenruten für unsere Zäune und Korbwaren stammen übrigens aus nachhaltigem und umweltverträglichem Plantagenanbau: Die einjährigen Ruten werden von bis zu 80 Jahre alten europäischen Korbweiden geschnitten. Die Bäume bleiben erhalten und treiben jedes Jahr neu aus.
Wir wünschen Ihnen ein fröhliches Osterfest!